Über den Umgang mit den Medien

Ob man es glaubt oder nicht, dieser Artikel liegt schon seit über einer Woche hier rum, lange bevor mal wieder ein Tweet von unserer politischen Arbeit in NRW ablenken konnte. Mit einigen Ergänzungen möchte ich ihn daher heute morgen abschicken:

Ich möchte über ein grundsätzliches Problem der Mitglieder der Piratenpartei mit den Medien schreiben. Schon vor den Twitter-Beiträgen von Birgit habe ich festgestellt, dass wir uns selber zu Meistern darin erklären, immer neue Säue durchs Dorf zu treiben. Ob das der Rücktritt eines NRW-Geschäftsführers, der Streit im Bundesvorstand, eine Unstimmigkeit bei den Sozialpiraten oder die neueste Berichterstattung aus dem Landtag ist, macht dabei keinen Unterschied.

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Piraten sind im Umgang mit Medien unerfahren, immer noch! Selbst ich als MdL und Ex-Vorsitzender, der monatelang tagtäglich mit Medien zu tun hatte, würde das von mir behaupten. Noch immer fallen wir auf allerlei Tricks herein und auch die Fraktionäre sind noch lange keine professionellen Politiker oder Medienprofis. Medien verkaufen Auflage! War es vor kurzem noch schick, positiv über die Piraten zu schreiben, wird jetzt immer über uns geschrieben, wenn wir mit dem Fuß im Hundehaufen stehen.

Der wichtigste Faktor hierbei? Leute, es ist Bundestags-Wahlkampf! Die PIRATEN in NRW liefern (auch in den Augen der anderen Fraktionen und vieler Journalisten) eine sehr gute inhaltliche Arbeit ab. Trotzdem tauchen wir damit nicht in der Presse auf, auf “Skandale” stürzen sich jedoch sofort alle wie die Hyänen. Aktuelles Beispiel: Birgit mit ihrem eher harmlosen Tweet, der von allen Landtagsvizepräsidenten kommentiert wird. Nur die Präsidentin umschreibt die “Affäre” mit ruhigeren Worten…

Wir können das den Medien ankreiden, können darüber nachdenken, nur noch im Web2.0 zu veröffentlichen. Wir können uns hinstellen und die Dummheit der Empfänger beschimpfen, die der BILD glauben und alles für die Wahrheit halten, was Theo Schumacher in die WAZ/NRW bläst. Oder wir können hier im Landtag an uns arbeiten und uns klar machen, dass wir immer auf mehreren Ebenen mehrere Zielgruppen ansprechen müssen. Am Ende gilt der Satz: “Mensch, genau diese Leute haben uns gewählt!”

Das grundsätzlichste Problem der PIRATEN ist jedoch der jederzeitige Umgang miteinander, den wir unbedingt ändern müssen: Der Selbstverstärkungseffekt. Da wir ständig durchs Netz wandern, immer am Puls der Zeit, bekommen wir jeden negativen Bericht sofort mit. Aus unserer Filterblase heraus setzt ein natürlicher Effekt und wir versuchen uns gegen diesen Angriff zu wehren. Leider halten wir es eher wie die Wildhunde, die kranke und schwache Tiere ausstoßen, als wie die Menschen, die versuchen in ihrer Gruppe zu retten, wer zu retten ist: Wir hacken auf Mitpiraten ein, dass die Fetzen fliegen.

Wenn dann mal wieder die aktivsten aufhören, weil sie komplett die Lust verloren haben, wenn “Porno-Rya” darüber nachdenkt die Fraktion zu verlassen, anstatt sich einfach mehr auf politische Arbeit zu konzentrieren, dann haben wir erreicht, was wir nicht erreichen wollten. Der nächste Skandal wartet schon darauf, durch das virtuelle Dorf zu ziehen, die nächsten Nichtversteher stehen bereit, den Medien alles zu glauben und das falsche Bild zu zementieren.

Was aber würde ich tun? Meine Empfehlung: Einfach mal die sog. “Skandale” aussitzen. Einfach mal die Brust rausstrecken und sagen “Ja, das habe ich getan, das ist im Internet normal und ich bin ein ganz normaler Mensch.” Die Sachlage hochhalten: 13 Stunden Sitzungen sind ohne Pausen einfach nicht auszuhalten. Bei den anderen Fraktionen macht man das mit den Besuchergruppen und dem Nur-zum-abstimmen-erscheinen. Wir versuchen so oft und lange wie möglich am Platz zu sein.

Jedes Thema ist wichtig, alle Redner haben das Recht auf ein Auditorium, also lasst uns über Pausen und maximale Endzeiten (Vertagung) reden. Lasst uns einfach mehr Plenartage planen. Wenn die Kameras vom WDR gehen, wird es eh so laut, dass konzentriertes zuhören kaum möglich ist (zur Info: genau zu der Zeit wird der Stream RICHTIG voll…). Machen wir doch mal das mit dem gemeinsamen Verbessern der Arbeit im NRW-Parlament, das ist allemal konstruktiver, als sich selbst zu zerfleischen.

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