Bundesparteitag und andere Delegationen

Ich habe mir ein wenig Zeit gelassen, über den #BPT141 zu schreiben, den ersten Bundesparteitag der Piratenpartei im Jahr 2014, der vom 04. auf den 05. Januar in Bochum stattfand.

Ein kleiner Teil dieser Wartezeit ist mit Faulheit und anderen Aktivitäten (wie zum Beispiel der Zusammenstellung der Unterlagen für die Steuern 2011(!) zu erklären, den größeren Teil habe ich gebraucht, um mir darüber klar zu werden, wie ich schreibe, was ich heute schreibe.

Mein Thema sollen diese Delegierten-Parteitage sein, zu denen die BPT verkommen sind. Ich habe mich schon häufig ein kleines bischen gewundert, wie Personen Entscheidungen auf diesen Versammlungen treffen. Sie spielen stundenlang Civilization oder Counter Strike, sind in der Küche (Danke dafür!) oder machen eine der anderen wichtigen Parteitags-Jobs – am Ende stimmen sie doch mit ab und scheinen eine dezidierte Meinung zu JEDEM Antrag zu haben.

Meine Verwunderung hat sich bei diesem Parteitag bestätigt. Grundsätzlich sei gesagt, dass ich mich sehr gefreut habe, dass sich der BPT nicht in endlosen Geschäftsordnungsschlachten verloren hat, ich finde die gewählte Liste gut und die beschlossenen Anträge sind alle nicht in meinem persönlichen Raster als schlecht hängen geblieben. Doch bei einer wichtigen Entscheidung (Vollprogramm oder Stichwortwahlprogramm für Europa), stellt jemand die richtige Frage: “Wer hat den Antrag komplett gelesen?”

Die Mehrheit der Anwesenden zeigt dabei die rote Karte, mithin an, dass der Antrag nicht komplett gelesen wurde. Trotzdem stimmen diese Personen am Ende mit über den Antrag ab. Bei einem Modul wie beim anderen…

Jetzt kann jeder machen wie er will, ich habe viele Erklärungen dazu gehört, die meisten erklären einfach sich an ein vertrautes anderes Mitglied zu halten. Ich sehe am Ende nur ein Problem mit einer Delegation auf einen vertrauten Piraten, der auf einen vertrauten Piraten delegiert, der auf einen vertrauten Piraten delgiert, der den Antrag nicht gelesen hat…

Ich habe ein wenig Angst, dass unsere “Mitmach-Demokratie” zu einem Point+Click-Adventure verkommt. Unser Idealbild sah mal den informierten Bürger / Piraten vor, mit genug Informationen, um sich eine eigene Meinung zu bilden und eine “gute” Entscheidung zu treffen.

Aktuell verkommt das ganze leider eher zu einer Politiksimulation, in der jeder das schöne Gefühl haben darf, dass er mit entscheiden darf. Gamification einer Partei, die genau diese Leichtigkeit des Seins bekämpfen wollte, durch die man sich auch gerne mal von der CDU über gefühlte Jahrzehnte regieren lässt.

Die anderen werden schon wissen, was sie da abstimmen…

Entweder Delegation (aber richtig) oder mitdenken. Beides geht nicht!

UPDATE: Natürlich muss es heißen “Beides nicht geht nicht!”

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